
DOPPELSHÄREN

DOPPELSHÄREN

DOPPELSHÄREN
DOPPELSHÄREN
Die vielfältigen Bezugspunkte räumlicher Konstruktion, die wir aus Ingrid Flohry´s, teils großformatigen Aquarellen kennen, werden in dieser Installation in eine raumgreifende dreidimensionale Arbeit überführt. Die Gitterstruktur ihrer Bilder nutzt sie hier, um so besehen ein Netz aus Raumkoordinaten zu schaffen, das die visuelle Aufmerksamkeit der Ausstellungsbesucher mit Sogwirkung auf einen zentral montierten runden Spiegel lenkt, eine Luke die den Blick auf eine andere Welt freigibt. Hier kommt in der strengen Struktur des auf Folie gedruckten Gitternetzes, auch eine spielerische Variante zu tragen, fast könnte man von einem poetischen Moment sprechen.
Der visuelle Transit führt den Betrachter in eine Art Stasis, einen Stillstand. Gefühlt ist es die Aussicht auf ein Ziel zuzulaufen, von dem man gerade erst aufgebrochen ist. Im Spiegel stellt sich nur das dar, was hinter einem liegt. Gleichzeitig ist er Spiegel in vielen Kulturen auch Symbol für den Übergang in eine andere Welt. Auch bei Lewis Carroll heißt es ja im originalen Titel: 'Through the Looking-Glass, and What Alice Found There'. Was also finden wir hinter dem Spiegel?
Ganz ohne Zweifel faltet sich die Installation Flohry´s in multiplen Bedeutungsstrukturen auf: visuell, philosophisch und nicht zuletzt psychologisch. Nicht jeder Betrachter wird in der Lage sein, den Spiegel als Pforte des Transits, des geistigen Übergangs zu sehen. Nicht wenige werden die dahinter liegende Mauer spüren und als klaustrophobisches Momentum erleben.
Der gelenkte Blick auf den Spiegel als Zentrum der Reflexion stellt den Betrachter vor die Wahl, sich einer Öffnung seines Denkens zu stellen oder den Raum durch geprägte Ängste zu erfahren.
Jenseits der visuellen Komplexität ist die Installation ein Angebot, den Raum anders wahrzunehmen und sich für neue Eindrücke zu öffnen, kurzum die Architektur als Möglichkeit zu begreifen. Ingrid Flohry stellt dabei den Spiegel ins Zentrum ihrer Installation. Er antwortet direkt und visuell auf die vorgefundene Situation und macht die vorhandene Mauer zu einer Leinwand, auf der sich Raum und Besucher wieder finden. Er suggeriert und reflektiert zugleich das Geschehen, ganz so wie es William Shakespeare einmal treffend formulierte: "art is a mirror held up to nature".
substruktur
KunstKollaboration
Ingrid Flohry I Marco Glashagen
Rauminstallation
18.09.20 -20.09.20
Ballhaus im Nordpark
Düsseldorf 2020
Photography by Ivo Faber