
NICHTS IST AM PLATZ

NICHTS IST AM PLATZ

NICHTS IST AM PLATZ

NICHTS IST AM PLATZ
NICHTS IST AM PLATZ
DIE DEKONSTRUKTION DER VERGANGENHEIT
Der rückwärts gerichtete Blick, der „regard en arrière“, auf die Historie eines Hauses geschieht, näher betrachtet, immer in der Reflexion des subjektiven Empfindens. Unweigerlich vermischen sich die steinernen Fakten, die historischen Sichtweisen der Architektur, mit dem emotionalen Empfinden des Betrachters oder den Erinnerungen der Bewohner oder Gäste. Allem voran ist jene bestimmte Atmosphäre, die sich nach Jahren im Gedächtnis spiegelt - so wie man Gerüche wahrnimmt, die einen für Bruchteile von Sekunden in die Kindheit katapultieren.
In der Rauminstallation reflektiert man nun eine Periode der jüngeren Geschichte, in der das Haus als Hotel genutzt wurde. Im Gegensatz zu den „chambres d'amis“, den Gästezimmern, in denen immer auch die Einbettung ins Private mitschwingt, reagieren Architekt und Künstlerin nun gemeinsam auf die Situation des vorgefundenen ehemaligen Hotelzimmers.
Der Ansatz des Duos bietet bei genauer Betrachtung nicht nur die visuell animierende Dekonstruktion eines kargen Hotelzimmers in kafkaesken Brüchen. Mehr als dies scheint es, als hätte eine „spirituelle Reinigung“ stattgefunden, um die angestaute Vergangenheit des Raums zu überschreiben. Überhaupt ist die Installation als Ensemble wie das Betreten eines Traumes: das Doppelbett finden wir fragmentiert in die Wände eingelassen, von der Gravitation befreit, Boden und Decke finden sich gespiegelt im Raum angebracht. Alles dies wird durch das einströmende Licht und die eigens für den Raum konzipierte Anlage eines raumgreifenden Wandbildes intensiviert, das wie Wasserreflexionen durch das gesamte Zimmer mäandert.
Fast möchte man die künstlerische Intervention im Umgang mit dem Raum im positiven Sinn als ein Spektakel sehen, in der ursprünglichen Bedeutung als Schauspiel. Es in Szene setzen, um die Sinne der Betrachter zu reizen und das Thema in ein neues, anderes Erleben des Ortes zu transformieren. Der visuelle Overload, die Zersplitterung des Raumes und das damit einhergehende Ineinanderfließen von Dimensionen, Effekten und Verschiebungen, schaffen ein neues Bedeutungsgefüge, in dem die karge Existenz des ehemaligen Hotelzimmers deplatziert und antiquiert wirkt. Dieses Erleben im Betrachter ist essentiell, es befreit das Denken von den stereotypen Bildern der Vergangenheit und setzt an deren Stelle ein weitgefasstes „was wäre wenn“.
Die Zukunft ist eine Projektionsfläche, die Geschichte eine kaleidoskopartige Spiegelung von Ereignissen, von Personen, von Orten und Momenten. Substruktur deuten in ihrer ästhetischen Formulierung des Raumes auf eine Zeit zwischen Vergangenheit und Zukunft, auf ein nahes Jetzt, in dem das Gebäude, mit neuen Inhalten angefüllt, seine Bestimmung in der Zeit erfährt.
HANS IRREK 2021
substruktur
KunstKollaboration
Ingrid Flohry I Marco Glashagen
Rauminstallation
NICHT IST AM PLATZ
Photography by Ivo Faber
und Pascal Heußer
Gruppenausstellung
"Doppelzimmer"
16.06.21 - 26.09.21
Hugenottenhaus
Friedrichsstr. 25
34117 Kassel
Kuratiert von
Silvia und Lutz Freyer
Künstler*innen
Josef Abels und Vera-Maria Loermann
Sonja Alhäuser und Bert Didillon
Joey Arand und Team
Thomas Bernstein und Wolfgang Schlegel
Friedrich W. Block in memoriam Brückner-Kühner
Kathrin Brömse und Jörn Budesheim
Senta Connert und Julia Kröpelin
Maria Anna Dewes und Myriam Thyes
Ingrid Flohry und Marco Glashagen
Lutz Freyer in memoriam Joseph Beuys
Armin Hartenstein und Andreas Johnen
Ulrike Kessl und Johannes Sandberger
Ubbo Kügler trifft auf seine Arbeit von 2019
Maik und Dirk Löbbert
Anke Lohrer und Nele Waldert
Stefan Lux und Hanno Millesi
Christian Andreas Müller und Stefan Lux
Gabriele Rothemann und Claudia Schmacke
Judith Samen und Claudia van Koolwijk
Andreas von Borstel und Stephan von Borstel
Marc von Criegern und Myriam Resch